Ordination bei Dr. Google? Ja, aber gewusst wie!

Ein komischer Fleck am Bauch, ein seltsames Pochen im Kopf, eine Formulierung im Befund, bei der man im wahrsten Sinne des Wortes nur Bahnhof versteht – egal, wo es am und im Körper zwickt und zwackt und welche Fragen sich im Zusammenhang mit Gesundheit stellen, für viele Menschen führt der erste Weg zur Abklärung einmal zu Dr. Google. Das mag oftmals überaus hilfreich sein, kann aber auch mächtig ins Auge gehen. Denn wer vom Net-Doc profitieren will, braucht allen voran Gesundheitskompetenz. Motto: Gewusst wie! 

„Vom Kopfschmerz kann der Pfad ganz schnell einmal zur Hirnblutung oder zum Hirntumor“ führen. Und das Stechen im Brustbereich wird schon als erstes Signal für einen drohenden Herzinfarkt interpretiert – obwohl sich letztlich herausstellt, dass es von einer mächtigen Rückenverspannung herrührt“, kennt Eiko Meister, Oberarzt an der EBA der Uniklinik Graz, nur zu gut die möglichen Auswüchse von Ordinationen bei Dr. Google. Solche Überdiagnosen versetzen Menschen dann nicht selten in Panik und kosten schlaflose Nächte. Nicht minder risikoreich ist jedoch auch der umgekehrte Fall: Ein tatsächliches Problem wird durch eine Internet-Diagnose verharmlost und übersehen!  Meister mahnt daher: „Im Internet stößt man ganz leicht auf so genanntes medizinisches Halbwissen; also auf nicht wissenschaftliche Informationen und auf Plattformen mit sehr fragwürdigen Inhalten. Leicht gerät man dabei auch in sogenannte Blasen, wo nur mehr einseitige, nicht verifizierte Inhalte verbreitet werden. Holt man sich also Gesundheitsinformation aus dem Internet, ist es wichtig zu wissen, welche Foren man dafür besucht. Werden allerdings Plattformen mit wissenschaftlich geprüften Inhalten genützt, kann das durchaus Sinn machen und hilfreich sein. Um seriöse Foren zu finden und als solche zu erkennen, braucht es jedoch Gesundheitskompetenz.“ Sie ist der Schlüssel schlechthin zur Gesundheit. Der Monat Oktober ist bereits seit mehr als 20 Jahren dieser Thematik gewidmet. Ziel des  „Health Literacy Month“ ist es, das Thema Gesundheitskompetenz in die Öffentlichkeit zu tragen.

Auch der Gesundheitsfonds Steiermark bietet in diesem Zusammenhang wertvolle Unterstützung an: „Wir haben auf unserer Website sowohl Gesundheitsinformationen aufbereitet als auch Links, die zu seriösen Plattformen führen“, betont Anja Mandl. Eine solche ist  beispielsweise „Medizin Transparent“. Mandl: „Dort gibt unter anderem einen sogenannten Faktenchecker, bei dem Leser oder Googler Gesundheitsfakten eingeben und überprüfen lassen können. Diese Checks werden von wissenschaftlichem Personal durchgeführt und entsprechen damit den aktuellen medizinischen Standards.“

Seriöse Plattformen

„Gesund informiert“

Hier finden sich geprüfte Gesundheitsinformationen zu verschiedenen Bereichen  wie „Gesund bleiben“, wo Themen rund um Prävention und Gesundheitsförderung aufgegriffen werden – von Alkoholsucht über Impfung bis zur Ernährung. Unter „Gesund werden“ sind verschiedene Krankheitsthemen wie Diabetes, Grippe und grippaler Infekt einfach aufbereitet. „Gesunde Steiermark“ nennt sich eine Kategorie, die einen Überblick über das steirische Gesundheitswesen bietet und den NutzerInnen hilft, die richtige Anlaufstelle im System zu finden.

Alle Texte sind in einfacher Sprache gehalten, Fremdwörter werden erklärt und verlinkt. Außerdem gib es bei allen Texten auch Tipps für die Praxis. Motto: „Das kann ich selbst tun!“ Und: Wo finde ich Rat und Hilfe? Zum idealen Verständnis sind die Informationen auch mit geprüften Videos hinerlegt.

Ideal für ältere Personen, die mitunter Probleme mit dem Sehen oder Lesen haben, sind die  „Gesund informiert-Podcasts“, in denen ExpertInnen zu Wort kommen und geprüfte Informationen vermitteln. www.gesund-informiert.at/die-podcasts

Außerdem finden NutzerInnen auf „Gesund informiert“ neben Qualitätskriterien für gute Gesundheitsinformationen, gute und vertrauenswürdige Webseiten und Kursangebote sowie auch Tipps und Trick für das Gespräch mit dem Arzt:

www.gesund-informiert.at

Österreichische Plattform Gesundheitskompetenz

Aufgabe dieser Plattform ist es, die Gesundheitskompetenz der österreichischen Bevölkerung zu stärken. Unter „Gute Gesundheitsinformationen“ findet man dort Informationen und Materialien sowie verschiedene Infoblätter in einfacher Sprache sowie Checklisten. Im Wissenscenter gibt es Fachliteratur sowie Informationen zum „Health Literacy Month“, der jetzt im Oktober stattfindet.

www.oepgk.at

Medizin Transparent

„Medizin Transparent“ prüft Gesundheitsbehauptungen aus dem Internet. Stößt man im Rahmen der Internet-Recherche auf Behauptungen und ist sich nicht sicher, ob man sich darauf verlassen kann, kann man auf diese Plattform zurückgreifen und die Behauptung wissenschaftlich überprüfen lassen. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sich Medizin Transparent bereits aus wissenschaftlicher Sicht damit beschäftigt hat.

www.medizin-transparent.at

Zudem gibt es eine eigene Kategorie „Alter & Pflege“: www.medizin-transparent.at/kategorie/jung-alt/alter-pflege

Auch hier findet sich eine Checkliste, die hilft,  vertrauenswürdige Infos im Internet zu erkennen.

Altern mit Zukunft

Auf  „Altern mit Zukunft“ werden unter anderem immer wieder Kurse zu Gesundheitsthemen – speziell für ältere Menschen – angeboten.

www.alternmitzukunft.or.at

Safer Internet

„Safer Internet“ gibt ganz generell Tipps für den Umgang mit dem Internet – das ist besonders für ältere Menschen überaus wichtig.

www.saferinternet.at

Stiftung Gesundheitswissen

Eine Seite aus Deutschland, die als Vorzeige-Projekt für gute Gesundheitsinformation gilt. Vor allem die riesige Mediathek mag gerade für ältere Menschen hilfreich und interessant sein.

www.stiftung-gesundheitswissen.de/mediathek

Beitrag veröffentlicht am 02. Dezember
Text von Johanna Vucak