Hansi Hinterseer: Kitzbühel ist mein Lebenselixier

Die Berge strahlen im Sonnenschein, der Blick auf die Gipfel glasklar,  Kühe weiden auf tiefgrünen Wiesen. Heimatfilm? Textzeilen aus einem Hansi-Lied? Auf jeden Fall pure Tiroler Wirklichkeit!

„Kitzbühel ist mein Lebenselixier“, schwärmt der einstige Schiprofi und Schlagerstar Hansi Hinterseer, während er drinnen im Café den Ausblick auf diese Traumkulisse und den Duft von frisch gebackenem Brot genießt. Und erzählt: „Natürlich bin ich auch gerne am Meer. Aber Kitzbühel, die Berge, die Natur hier, das ist schon bärig.“ Und deshalb besingt er diese Idylle in seinen mittlerweile mehr als 450 Liedern auch so gerne und begeistert damit seit Jahrzehnten eine treue Fangemeinschaft. „Ich könnte nie ein Lied über die Stadt singen, das passt einfach nicht zu mir“,  setzt der Star der volkstümlichen Musik ganz auf Authentizität, um schon im nächsten Moment wieder bei seinen Wurzeln auf dem Berg zu sein: „Ich bin auf der Seidlalm in Kitzbühel aufgewachsen. Dort habe ich früh gelernt, vor allem von meinen Großeltern, die Schönheit der Jahreszeiten bewusst zu erleben – wie den Frühling, wenn alles sprießt und zu leben beginnt. Den wunderbaren Sommer mit blühenden Wiesen.“ Die heile Welt also, die er so gerne in seinen Lieder besingt? Dagegen protestiert Hinterseer förmlich: „Es gibt keine heile Welt. Das wissen wir.  Wenn man allerdings bereit und fähig ist, die Schönheit der Natur und der Berge zu sehen, zu erkennen und zu genießen, dann kann das durchaus sehr heilsam wirken.“ Durch seine Kindheit auf der Alm hat er jedoch auch die weniger schönen Seiten der Natur kennen und damit respektieren gelernt: „Frostige, eiskalte Winter. Die Besucher im Wirtshaus meines Großvater haben meist ja nur das Schönwetter gekannt. Wir, die dort gelebt haben, haben auch die harten Seiten von Kälte und Schnee erlebt.“ Von seiner bescheidenen Kindheit, vom tief verschneiten Schulweg, den er oftmals auf Schiern bewältigt hat, spricht Hinterseer gerne. All das sieht er ebenso als Grundstein für seine erfolgreiche Musiker-Karriere wie den Schisport. Hinterseer hat im Schizirkus ja bereits in sehr jungen Jahren international große Spuren hinterlassen und es auf eine beachtliche Sammlung an Erfolgen und Edelmetallen gebracht. „Der Sport hat mir ganz viel gelernt, weil Sieg und Niederlage da ja ganz eng beieinanderliegen. Ich habe tolle Erfolge erlebt, aber auch ganz grausige Niederlagen. Da glaubst du im ersten Moment, es bricht eine Welt zusammen. Wenn dann auch noch die Brutalität der Medien dazukommt, die über dich herziehen, die völlig außer Acht lassen, dass hinter dem Sportler auch ein Mensch steht, dann ist das eine harte Sache. Aber es waren genau diese Niederlagen, aus denen ich auch gelernt und ganz viel für mein Leben mitgenommen habe. Der Sport zeigt, wie schnell eine Tür auf- und auch wieder zugehen kann“, erinnert sich Hinterseer zurück. Gerade einmal 14 Jahre jung, wurde er in den Österreichischen Schi-Nationalkader aufgenommen. Als Sohn des Olympiasiegers Ernst Hinterseer stand das Talent von Anfang an im Rampenlicht: „Mich begleiten seit meinem sechsten Lebensjahr eigentlich laufend Kameras. Durch die Leistungen meines Vaters stand ich von Anfang an im Scheinwerferlicht und damit auch unter großem Erfolgsdruck; die Erwartungshaltung war enorm. Das war nicht immer leicht. Dennoch möchte ich keine Minute davon missen; es war auch eine große Chance. Der Sport ist nämlich die beste Schule im Leben. Die Erfahrungen haben mir dann auch später im Musikgeschäft sehr geholfen.“

 

Eine Karriere, die im Vergleich zum Schisport völlig unverhofft und unerwartet begann – bei der Geburtstagsparty des Musikproduzenten Jack White, der das Gesangstalent des Schistars rasch erkannt hat. Der Rest ist Musikgeschichte. Denn Hansi strahlt nun schon seit fast dreißig Jahren als  Fixstern am volkstümlichen Schlagerhimmel. Dass seine Art, Menschen vorrangig mit leichten Melodien und so manch idyllisch verklärter Liedzeile zu unterhalten, immer wieder auch für augenzwinkernde Kritik sorgt, geht am Sunnyboy („Eine Journalistenerfindung!“) zwar nicht ungehört vorüber, lässt ihn aber gelassen: „Es hat halt jeder seine Musik – und jeder seinen Geschmack. Das soll man respektieren. Und wenn ich Menschen mit meinen Liedern glücklich machen kann, dann freut mich das. Dann hat sie etwas und tut sie etwas Gutes!“ Wer je bei einem Hansi-Hinterseer-Konzert die Glückseligkeit in den Gesichtern der Fans gesehen hat, wird daran keine Sekunde zweifeln. Nach dem Sommer-Open-Air in Kufstein und den Auftritten beim Musikherbst am Wilden Kaiser dürfen sich die heimischen Hansi-Hinterseer-Fans übrigens schon bald auf den nächsten Auftritt freuen –  und zwar im Dezember in Saalfelden. Außerdem stehen Konzerte in der Schweiz, in Kroatien und Deutschland auf dem Programm.  Für das nächste Jahr ist auch wieder eine neue CD vorgesehen. „In Zeiten wie diesen ist das mit der Planbarkeit ja nicht ganz so einfach“, lässt das aktuelle Weltgeschehen mit seinen bekannten wirtschaftlichen Auswirkungen am sonst so blauen Himmel des Strahlemannes nun doch die eine oder andere dunkle Wolke aufziehen. Womit dieses Thema aber auch schon wieder erledigt ist: „Das Weltgeschehen möchte ich nicht kommentieren!“ Sein Beitrag zu den schwierigen Zeiten: „Menschen mit meiner Musik glücklich machen. Musik kann in schweren Phasen zu einem wichtigen Bestandteil im Leben werden und dich über so manches Tief bringen.“ Und auch wenn Hansi privat Musik genießt, greift er vorwiegend in die Volksmusik- und Schlagerkiste: „Ich höre gern die Lieder meiner Kollegen. Aber ich mag auch Blues und Soul und Musik aus den 70ern und 80ern.“ Hits aus den Jahren seiner Jugend!

Keine Angst vorm Älterwerden

Denn auch wenn ihm das Image des ewig Jungen anhaftet, trägt Hinterseer mittlerweile doch auch schon 68 Jahre auf dem Buckel. Angst vor dem Älterwerden hat er allerdings nicht. „Ich bin zum Glück gesund – und sehr dankbar dafür. Aber klar denkt man daran, dass man nur eine relativ kurze Zeitspanne auf dieser Welt ist und die Zeit verdammt schnell vorbeigeht. Das ist wie beim Bergsteigen: Je weiter man hinaufkommt, umso mehr sieht man ins Land hinein. Das ist das Schöne am Älterwerden – der Blick weitet sich, man hat viel aus der Vergangenheit gelernt. Aber wie beim Bergsteigen weiß man auch, dass die Luft dünner wird.“

Von dünner Luft ist beim 68-Jährigen aber vorerst einmal noch absolut keine Rede: „Ich fühle mich rundum fit und gesund“, verrät er. Ein Rezept hat er da allerdings nicht: „Ich habe gute Gene, ich baue auf eine gute Kindheit auf, ich betreibe viel Sport – von Schifahren und Bergwandern bis zu Tennis und Golf – und ich führe einen durchaus geerdeten Lebenswandel. Bei mir kommt das Gesunde, Strahlende und Positive einfach von innen. Dazu trägt ganz viel auch meine tolle Familie bei; sie gibt mir enormen Rückhalt.“  Da nennt Hinterseer vor allem seine Frau Romana, die seit 37 Jahren fest an seiner Seite steht: „Ich habe ja überwiegend weibliche Fans, was mich sehr stolz macht. Da braucht man natürlich auch eine Partnerin, die mitspielt und das versteht. Meine Romana hat mir diesbezüglich immer den Rücken frei gehalten. Sie ist eine unglaubliche Stütze in meinem Leben. Und ja, wir genießen auch nach all den Jahren wirklich jeden Tag, den wir zusammen sind.“ Romana hat übrigens schon ganz viele Lieder für den Star der volkstümlichen Musik geschrieben, so etwa auch den aktuellen Albumtitel „Weil es dich gibt“.

Keine Spur von Bühnenmüdigkeit

Zur Freude seiner Fans zeigt sich bei Hansi nach all den Jahren noch keine Spur von Bühnenmüdigkeit. Ganz im Gegenteil! „Ich bin voller Lust und Motivation. Ich habe unglaublichen Spaß daran, Musik zu machen, Konzerte zu geben und Menschen mit meinen Liedern zu beglücken. Ich frage mich da: Was kann ich machen, das den Leuten guttut? Schon allein die Ideen machen mich dann selber glücklich und motivieren mich, weiterzugehen. Und weiterzumachen. Gerade in der jetzigen Zeit ist es mir ein ganz großes Anliegen, mit meinen Liedern positive Stimmung zu den Menschen zu bringen und ihnen schöne Momente und eine gute Zeit zu schenken. Mein Blick ist also absolut nach vorne gerichtet“, versichert der sympathische Barde, ohne auch nur einen Gedanken an so etwas wie eine Abschiedstournee zu verschwenden. Und dankbar für alles, was das Leben ihm an Gutem beschert.

Dankbarkeit ist für den stolzen Opa übrigens eine ganz wesentliche Kategorie; die Basis für ein gutes Zusammenleben. Und da entfährt ihm plötzlich ein flammendes Plädoyer für die Menschlichkeit: „Es ist so wichtig, sich dessen bewusst zu sein, was man hat – und dankbar dafür zu sein. Es wäre schön, wenn die Menschen dankbarer wären. Zeigen wir Respekt und beweisen wir Toleranz im Umgang miteinander. Hinterfragen, bewerten und beurteilen wir nicht immer alles. Nicht immer mehr und mehr haben wollen!  Gehen wir doch einfach ,normal´  und anständig miteinander um. Sagen wir Bitte und Danke.“ Diesem tiefen inneren Anliegen, das man ihm auf’s Wort abnimmt, entspringt wohl auch Hansis Lebensmotto: „Leben und leben lassen!“

Und eine grundlegende sympathische Gelassenheit und Freundlichkeit, wenn er dann zum wohl tausendsten Mal die Frage nach seinen Fellboots gestellt bekommt: „Ja, mittlerweile habe ich ein paar Stück davon. Mein erstes Paar stammt aus den 70ern, ich habe es in Italien gekauft – da waren diese Stiefel voll im Trend. Irgendwann in den 90ern habe ich sie dann für Dreharbeiten für meine Musiksendung aus praktischen Gründen wieder angezogen – es war kalt und hatte jede Menge Schnee. Das war´s dann. Seitdem gehören sie zu mir und haben mittlerweile Kultstatus! Selbst in einer Auslage in der Fifth Avenue in New York habe ich sie gesehen. Und auch die No Angels sind mit solchen Stiefeln auf die Bühne gegangen.“ Sogar die Hansi-Hinterseer-Wachsfigur in Madame Tussauds im Wiener Prater wurde nachträglich mit dem Kultschuhwerk ausgestattet. Mittlerweile sind die  Fellboots geliebte, aber auch mit Augenzwinkern betrachtete Markenzeichen von Hansi  geworden – wie sein Strahlelächeln, seine blonde Haarpracht  und sein „bärig“.   Der sympathische Vollprofi sieht das völlig entspannt: „Mein Gott, was soll´s. Ich bin, wie ich bin!“

 

Beitrag veröffentlicht am 21. November
von Johanna Vucak