Arabella Kiesbauer ist seit vielen Jahren Partnervermittlerin im TV. Mit Abenteuer Alter sprach sie über die Dreharbeiten von „Bauer sucht Frau“ und das Geheimnis der Liebe, über das ihr anfangs fremde bäuerliche Leben und ihre Vorstellung vom Älterwerden.
Arabella Kiesbauers Karriere begann Ende der 1980er-Jahre im ORF bei der Jugendsendung X-Large. Heute moderiert sie große TV-Shows im deutschen und österreichischen Fernsehen, etwa Starmania, Kiddy Contest oder den Life Ball. Die 52-Jährige ist mit einem Wiener Unternehmensberater verheiratet und hat zwei Kinder im Alter von 10 und 13 Jahren. Für ATV moderiert sie seit 2014 die Kuppelshow „Bauer sucht Frau“.
Frau Kiesbauer, wie wäre es mit einer Kuppelshow für Seniorinnen und Senioren?
Kiesbauer: Gedanken darüber habe ich mir noch keine gemacht, aber es wäre schon ein Thema für ältere Menschen, weil die Einsamkeit in unserer Gesellschaft rasch voranschreitet. Laut Caritas-Schätzung haben schon vor der Pandemie 370.000 Menschen in Österreich angegeben, sie hätten niemanden zum Reden. In Großbritannien wurde mittlerweile ein Einsamkeitsministerium ins Leben gerufen, andere Länder wollen diesem Vorbild folgen. Klar ist das ein relevanter Wirtschaftsfaktor, vor allen Dingen aber ist es traurig.
„Ältere Menschen sind aufgrund ihrer Lebenserfahrung selbstsicherer bei der Partnersuche.“
Aktuell läuft die 18. Staffel von Bauer sucht Frau. Haben Sie noch einen Überblick über alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer?
Ja, aber manche stechen besonders heraus, das sind oft die anfangs sehr schüchternen, die durch die Sendung und den Zuspruch, den sie erfahren, eine Wandlung durchleben und mehr Selbstbewusstsein bekommen. Und dann natürlich die richtigen Draufgänger, die Showtypen, die für Unterhaltung sorgen.
Wie viele Verkupplungen waren erfolgreich?
Ungefähr ein Drittel der Bauern fand das Liebesglück.
Welches Paar ist Ihnen am besten in Erinnerung?
Da gibt es viele! Um eines herauszugreifen: Ein cooler, junger Bauer, der recht spartanisch gelebt hat, aber fesch und charismatisch war und demnach viele junge Damen bezaubert hat. Er hat in seiner Claudia die Richtige gefunden. Mit ihr ist er auf Weltreise gegangen, die beiden sind in Neuseeland hängengeblieben, haben ein Baby bekommen und sind glücklich miteinander.
Und wer betreut den Hof?
Seine Eltern. Ein Hof ist ja selten alleine zu bewerkstelligen. Oft arbeiten auch noch die Großeltern mit.
Was haben Sie durch Bauer sucht Frau über die Bauernschaft gelernt?
Wahnsinnig viel! Ich war früher ja ein richtiges Stadtkind und habe mir keine großen Gedanken darüber gemacht, woher die Lebensmittel kommen und wie viel Arbeit dahintersteckt. Das habe ich erst erfahren, als ich den Bauern über die Schultern schauen durfte. Die Wertschätzung für die Arbeit und Produkte, die wir dank der Bauern in Österreich genießen dürfen, ist bei mir jedenfalls immens gestiegen.
Wie alt waren eigentlich Ihre ältesten Teilnehmerinnen und Teilnehmer?
Wir hatten BewerberInnen und Bauern über 60 Jahre. Die waren keine Kinder von Traurigkeit!
Wie verändert sich die zwischenmenschliche Annäherung mit dem Alter, was beobachten Sie hier?
Ich beobachte, dass ältere Menschen aufgrund ihrer Lebenserfahrung selbstsicherer bei der Partnersuche sind. Das ist ein sehr angenehmer Effekt, sie wissen, was sie wollen und was nicht passt. Es ist auch mehr Ernsthaftigkeit dabei. Im Gegensatz zu jungen Menschen trauen sie sich auch eher, über Gefühle zu sprechen.
Was haben Sie in Ihrem Berufsleben über Menschen gelernt?
Ich habe durch die Gäste in meinen Sendungen, die ich während der letzten 30 Jahre moderiert habe, viel über das Leben erfahren, weil ich ja in meinem eigenen Leben nur einen kleinen Ausschnitt dessen erlebe, was alles möglich ist. Meine Gäste haben mich auf ganz viele Reisen in die unterschiedlichsten Lebenswelten mitgenommen.
Woran erinnern Sie sich besonders?
Faszinierend sind für mich als Hobbysportlerin unter anderem die Gespräche mit Extremsportlern, mit Bergsteigern, Marathonläufern oder Apnoetauchern, wie diese sich zu Extremleistungen motivieren beispielsweise. Das ist für mich ein Eintauchen in eine Welt, die ich nicht kenne.
Kommen wir bitte zurück zur Partnersuche. Was sind so die Probleme bei der Partnerfindung?
Wir leben in einer Welt, die geprägt ist von der Suche nach Best-of-Momenten. Wir wollen immer das Schönste, Beste, Tollste finden. Das bedingt, dass Menschen dazu neigen, eine Beziehung, die nun einmal Höhen und Tiefen hat, schneller auszutauschen als man das früher gemacht hat.
Wie hat sich die Begegnung von Menschen untereinander in den letzten Jahrzehnten geändert?
Unsere Generation hat sich beim Kennenlernen in die Augen schauen müssen, wir mussten miteinander reden. Heute gaukeln uns die Sozialen Medien vor, dass man das nicht tun muss. Ich habe oft beobachtet, dass sich junge Menschen nicht mehr in die Augen blicken können und sich nicht mehr trauen, das Gegenüber anzusprechen. Beim Schreiben hingegen sind sie super (lacht). Über Gefühle reden kann diese Generation nur schwer, dabei sind die, die zu mir in die Sendungen kommen, eh schon recht mutig!
„Dass ich erfolgreich war und bin, ist ein schöner Nebeneffekt. Für mich ist wichtiger, ein erfülltes Leben zu führen.“
Wissen Sie nach 18 Staffeln Bauer sucht Frau besser, was eine gute Partnerschaft ausmacht?
Ich glaube schon. Das Geheimnis einer guten und funktionierenden Beziehung ist, füreinander da zu sein und sich auf Augenhöhe zu begegnen.
Sie begleiten unsere Leserinnen und Leser schon lange als Fernsehmoderatorin. Ist es eine Branche, in der man als Frau älter werden darf?
Jedenfalls schlechter als ein Mann. Doch Neid auf die jüngere Generation ist nicht angebracht. Wenn man in meinem Bereich – große Shows und Formate in der Primetime – schaut, tun mir die jungen Kolleginnen fast Leid, weil die Zeit eine andere ist und auch die Produktionsbedingungen. Früher hatten wir bei einer Show mehrere Probetage, wir hatten Zeit, hineinzuwachsen. Eine Sendung, die anfangs keine so tolle Quote hatte, bekam Zeit, um zu wachsen. Das war in den Budgets drin. Heute muss eine Sendung vom Start weg die Erwartungen erfüllen, für große Shows gibt es keine Probetrage, weil dafür kein Geld da ist. Da braucht man absolute Profis in allen Bereichen, die das Ding aus dem Stand stemmen können. Und diese Erfahrung kann man mit 20 nicht haben.
Wie sehen Sie das Thema Älterwerden? Entspannt oder weniger entspannt?
Der Gedanke an Siechtum, das Schreckensgespenst, das hoffentlich in weiter Ferne liegt, ist nicht angenehm. Aber positiv formuliert: Letztlich ist Älterwerden ein Privileg, zu dem es keine Alternative gibt. Deswegen geht es auch um „Best Aging“ und dazu muss man Geist und Körper pflegen. Was den Geist betrifft, so schätze und pflege ich das Kind in mir. Um mit dem Autor Franzobel zu antworten: Es ist wichtig, sich die Neugierde zu behalten, um im Kopf frisch zu bleiben.
Welche Karrierestationen würden Sie noch gern durchlaufen?
„Karriere“ ist für mich nicht so wichtig. Dass ich erfolgreich war und bin, ist ein schöner Nebeneffekt. Für mich ist wichtiger, ein erfülltes Leben zu führen und dazu gehört mehr als nur der Beruf. In meiner Altersgruppe herrscht noch ein gewisser Tunnelblick, man hat Familie, Job und ganz viele Dinge, die rundherum organisiert werden müssen. In Wahrheit lebe ich mit meinen zwei Kindern ja drei Leben, da ist schon sehr viel zu organisieren. Mit Blick auf das Älterwerden bedeutet das aber auch, später einmal mehr Freiheit zu haben und sich wieder mehr selbst spüren zu dürfen.
Denken Sie manches Mal an Ihren Ruhestand und was Sie dann gern machen würden?
Ich sehe mich mit 70 auch nicht recht viel anders leben als jetzt. Für mich sind Aussagen wie „Wenn ich erst einmal in Pension ist, mache ich dies und das …“ eher traurig. Warum nicht jetzt? Natürlich wird sich einiges verändern, wenn ich in Pension bin, ich möchte dann zum Beispiel wieder lange Reisen machen, vier oder fünf Monate mit Rucksack durch Asien trampen, das ist jetzt wegen der Schulpflicht der Kinder nicht möglich. Im Großen und Ganzen glaube ich aber nicht, dass sich mein Leben so sehr verändern wird. Ich werde immer mein Leben mit Leidenschaft füllen.