Interview mit Doz. Dr. Wolfgang Luxenberger zum Thema Hören
Doz. Dr. Wolfgang Luxenberger
HNO Facharzt
Von Hörverlust oder -einschränkungen sind mit zunehmendem Alter viele Menschen betroffen. Doz. Dr. Wolfgang Luxenberger, HNO Facharzt in Frohnleiten und u.a. Bundesfachgruppenobmann der Österreichischen HNO Ärzte, Vorstandsmitglied der Europäischen HNO Fachärztevereinigung, erklärt im Interview, wie es zu Beeinträchtigungen des Hörens kommen kann, ab wann man dringend einen HNO Arzt aufsuchen sollte und wie man Hörschäden vorbeugen kann.
Was sind typische Erkrankungen des Hörapparates im Alter?
Durch degenerative Prozesse im Innenohr, vor allem im Bereich der Haarzellen, kommt es zu fortschreitendem Hörverlust. In der Regel sind besonders die höheren Frequenzbereiche betroffen. Man hört also hohe Töne wie z.B. Vogelgezwitscher schlechter.
Wie kommt es dazu, dass man mit dem Alter schwerhörig wird?
Im Alter nehmen generell Abbauprozesse und degenerative Prozesse zu, abhängig von Lebensweise, Umweltfaktoren und genetischen Einflüssen sind diese jedoch individuell sehr unterschiedlich. Es gibt durchaus ältere Menschen, die auch mit 80 oder 90 Jahren noch sehr gut hören. Der Anteil an Schwerhörigen in der Bevölkerung nimmt jedoch mit dem Alter deutlich zu.
In welchem Alter beginnt die Altersschwerhörigkeit im Allgemeinen und ist die Häufigkeit bei Männern und Frauen gleich hoch?
Es gibt kein definiertes Alter, in dem die Altersschwerhörigkeit beginnt. Da Umweltfaktoren wie Lärm eine große Rolle spielen, kommt bei vielen Männern dieser Faktor noch hinzu. Männer waren zumindest in den letzten Jahrzehnten häufiger berufsbedingtem Lärm ausgesetzt. In Zukunft sollte dieser Einfluss zurückgehen, da der Lärmschutz am Arbeitsplatz heute einen ungleich höheren Stellenwert hat als noch vor Jahren.
Bei welchen Symptomen sollte man unbedingt einen HNO Arzt aufsuchen?
Bei jeder Form von Schwerhörigkeit. Umso dringlicher, je plötzlicher der Hörverlust aufgetreten ist. Auch bei Symptomen wie Tinnitus, also Ohrgeräuschen oder Schwindel sollte ein HNO Arzt aufgesucht werden.
Was kann man vorbeugend gegen Erkrankungen des Hörapparates tun, bzw. kann man das Hören auch trainieren?
Wesentlich sind zum einen konsequenter Lärmschutz bei beruflichen wie privaten lauten Tätigkeiten, also bei Lärmbelastungen von über 80 dB, natürlich auch abhängig von der Dauer der Lärmeinwirkung. Zum anderen reagiert das Innenohr sehr empfindlich auf allgemeine Gefäßrisikofaktoren wie Rauchen, hohe Blutfette und allgemein ungesunde Lebensweise. Ein Hörsturz kann auch ein Vorbote eines Schlaganfalls sein, da er auf ähnlichen Risikofaktoren beruht.
Welche Auswirkungen kann ein Hörverlust, bzw. eine Hörminderung im Alter haben?
Ein mäßiger Verlust der hohen Frequenzen führt zunächst zu schlechtem Verstehen vor allem in geräuschvoller Umgebung. Oft berichten Patienten, dass sie zwar gut hören, aber schlecht verstehen. Bei zunehmendem Hörverlust kommt es zu gröberen Einschränkungen der Kommunikationsfähigkeit. Das kann in weiterer Folge zu sozialer Isolierung und weiter bis zur Entwicklung eines depressiven Zustandsbildes führen. Auch die geistige Fitness kann durch den fehlenden Input aufgrund der eingeschränkten Kommunikationsfähigkeit leiden.
Hörtests gibt es auch im Internet. Was halten Sie davon?
Das kann vielleicht eine erste Orientierungshilfe sein, stellt aber eine nur sehr ungenaue Methode der Hörmessung dar. Noch dazu wird man in der Regel nach dem Herunterladen eines solchen Tests mit einschlägiger Werbung überschwemmt. Der Vorteil einer Kontrolle beim HNO Arzt oder einer HNO Ärztin ist auch, dass zB ein den Hörverlust verursachendes Ohrenschmalz gleich entfernt wird oder andere Ursachen des Hörverlustes weiter abgeklärt werden können.
Beitrag veröffentlicht am 6. März 2018.
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