Vorhofflimmern (VHF) ist die häufigste anhaltende Herzrhythmusstörung. In Österreich sind rund 230.000 Patienten betroffen, wobei rund 1/3 der Fälle unentdeckt bleiben. Während manche Patienten Vorhofflimmern als Herzrasen oder Herzstolpern wahrnehmen, spüren viele Betroffene gar keine Symptome, was eine frühzeitige Diagnose erschwert.
Vorhofflimmern selbst ist nicht lebensgefährlich, jedoch erhöht die Erkrankung das Risiko diverser Folgeerkrankungen, etwa für einen Schlaganfall. Menschen mit Vorhofflimmern haben ein rund fünffach höheres Schlaganfall-Risiko, das ab dem Alter von 65 Jahren stark ansteigt. Sie sind außerdem gefährdeter, weitere Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu entwickeln.
Die Erkrankung sollte daher frühzeitig diagnostiziert und behandelt werden. Ärzte führen dafür ein EKG (Elektrokardiogramm) durch. Ergänzend kann eine Ultraschalluntersuchung des Herzens Aufschluss geben. Patienten können zur Identifikation einer Herzrhythmusstörung wie Vorhofflimmern beitragen, indem sie regelmäßig ihren Puls messen.
Entstehung von Vorhofflimmern
Das Herz besteht aus zwei Hälften, die je zwei Hohlräume besitzen: einen Vorhof und eine Kammer. Damit das Blut im Körper zirkulieren kann, müssen sich diese immer wieder zusammenziehen und dann entspannen. Dafür ist der sogenannte Sinusknoten zuständig. Er ist der natürliche Schrittmacher des Herzens, der den Herzrhythmus vorgibt. Indem er elektrische Signale aussendet, sorgt er dafür, dass sich die Vorhöfe gleichzeitig zusammenziehen – ein Herzschlag wird ausgelöst.
Im Normalzustand passiert das 60 bis 90 Mal pro Minute. Bei Vorhofflimmern kommt es zu einer Störung des Herzrhythmus. Durch ungeordnete elektrische Signale geraten die Vorhöfe mit über 100 Schlägen pro Minute aus dem Takt – sie flimmern. Bei Vorhofflimmern wird das Blut nicht mehr gleichmäßig gepumpt und die Fähigkeit des Vorhofs, sich zusammenzuziehen, ist deutlich eingeschränkt. So kann es zur Bildung von Blutgerinnseln kommen. Diese werden mit dem Blutstrom zunächst noch in die größeren Gefäße des Körpers befördert. In den kleineren Gefäßen des Gehirns können sie jedoch zu einem Gefäßverschluss und somit zu einem Schlaganfall führen.
Symptome
Die Symptome sind oft unspezifisch, viele Betroffene spüren gar keine Beschwerden. Bei einigen Patienten kann es sich als starkes Herzrasen oder Herzstolpern bemerkbar machen. Bei manchen kommt es außerdem zu:
- Antriebslosigkeit, Atemnot, Brustschmerzen,
- Engegefühl in der Brust, Erschöpfung, Innere
- Unruhe, Schwindel, Schwitzen, Schlafstörungen
- Risikofaktoren
Der Hauptrisikofaktor für Vorhofflimmern ist das Alter. In Industrieländern entwickelt jeder vierte Erwachsene mittleren Alters in seiner verbleibenden Lebenszeit Vorhofflimmern. Das Risiko erhöht sich zusätzlich durch viele Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie eine Herzschwäche, Bluthochdruck, aber auch Diabetes oder einen vorausgegangenen Schlaganfall. Weitere patientenseitige Faktoren sind:
- Fettleibigkeit, Rauchen, Übermäßiger Alkoholkonsum, Häufige, starke Anstrengung, Geringe körperliche
- Aktivität
- Diagnose
Vorhofflimmern wird vom Arzt diagnostiziert. Er nutzt dafür ein Elektrokardiogramm (EKG), das den Herzschlag aufzeichnet. Außerdem kann eine Ultraschalluntersuchung (Echokardiographie) des Herzens erfolgen. Hierbei werden die Struktur und das Pumpverhalten des Herzens sichtbar gemacht. Die Diagnose von Vorhofflimmern wird jedoch gerade bei episodenhaft auftretendem Vorhofflimmern erschwert, da die Untersuchung möglicherweise in einem Zeitraum stattfindet, in dem sich das Herz im normalen Sinusrhythmus befindet. Vorhofflimmern tritt in verschiedenen Formen auf. Dabei schreitet die Erkrankung auch bei einzelnen Patienten üblicherweise von kurzen, seltenen Episoden zu längeren und häufigeren Episoden fort und kann in permanentem Vorhofflimmern enden.
Therapie
Die Therapie von Vorhofflimmern umfasst fünf wesentliche Punkte und dient sowohl der Verbesserung der Lebenserwartung als auch der Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen.
Akute Frequenz- und Rhythmuskontrolle: Ziel ist das Erreichen hämodynamischer Stabilität, das heißt, eines gleichmäßigen Blutflusses in den Gefäßen. Dazu können zum Beispiel Medikamente eingesetzt werden, die die Herzfrequenz bei akuten Beschwerden rasch wieder unter Kontrolle bringen sollen oder aber eine Kardioversion zur akuten Rhythmuskontrolle.
Behandlung auslösender Faktoren: Ein wesentlicher Aspekt der Therapie ist die Korrektur eines ungesunden Lebensstils sowie die Behandlung zugrundeliegender Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Patienten sollten auf eine gesunde Ernährung sowie ausreichend Bewegung achten. Starke körperliche Anstrengungen, Alkohol, Rauchen, Stress und Schlafmangel sollten vermieden werden.
Schlaganfallrisiko senken: Um Blutgerinnsel aufgrund eines Herzstolperns zu vermeiden, können Gerinnungshemmer zum Einsatz kommen. Mit ihrer Hilfe wird die Gerinnungsfähigkeit des Blutes herabgesetzt, um der Entstehung von Blutgerinnseln vorzubeugen.
Verbesserung der Symptomatik: Zur Verbesserung der Symptomatik bei Vorhofflimmern sowie zum Erhalt der sogenannten Linksventrikel (LV)-Funktion (Funktion der linken Herzhälfte) wird eine Frequenz-regulierende Therapie durchgeführt.
Wiederherstellung des Herzrhythmus: Der normale Herzrhythmus kann mittels Antiarrhythmika, Kardioversion oder Katheterablation wiederhergestellt werden.