Gesundheit ist ein Menschenrecht: Schwierig wird es, wenn Menschen mit zunehmendem Alter verschiedene Medikamente einnehmen müssen. Kann man da noch den Überblick bewahren?
Für jedes Leiden wird eine Tablette verschrieben. Mindestens ein Viertel aller Über-65-Jährigen und jeder Zweite ab 80 Jahren kennt diese Problematik. Jeder der fünf oder mehr verschiedene Arzneimittel einnimmt, gilt als Polypharmaziepatient. Mit jedem zusätzlichen Mittel steigt jedoch auch das Risiko auf Interaktion der Wirkstoffe untereinander, was zu unerwünschten Nebenwirkungen führt.
IM DSCHUNGEL DER ARZNEIEN
Doch was ist der Grund für Übermedikation und kann es nicht einfach verhindert werden?
Eine große europäische Studie unter der Leitung von Sönnichsen/MedUni Wien zeigte auf, dass 97 Prozent aller untersuchten PolypharmaziepatientInnen (10 Medikamente/Schnitt) zumindest einen Fehler in ihrer Medikation aufweisen.
Oft sind es so genannte Verschreibungskaskaden, die dazu führen, dass ein Symptom nicht als Nebenwirkung eines Medikaments erkannt wird und gegen diese Nebenwirkung ein neues Mittel verschrieben wird. Dieses Risiko entstehe schnell, wenn Menschen von unterschiedlichen ÄrztInnen behandelt werden und niemand den Überblick über alle verschriebenen Mittel behält. Sönnichsens einfacher Lösungsvorschlag: Bei der HausärztIn muss die vollständige Medikation der PatientInnen zentral administriert werden. Dadurch wird es ermöglicht, dass ÄrztInnen auf Datenbanken zurückgreifen können, welche die gesamte Medikation analysieren, um mögliche Interaktionen und Verschreibungsfehler aufzudecken. Übermedikation könnte also durch eine elektronische Entscheidungshilfe reduziert werden.
Der Vorteil eines solchen Tools ist, dass es in Sekunden sämtliche bekannte Interaktionen, Dosierungsfehler und individuellen Unverträglichkeiten auch bei sehr vielen gleichzeitig verabreichten Wirkstoffen ausgeben kann. Wichtig ist dabei, dass er mit allen vollständigen Daten gefüttert wird.
BEIM ARZT ALLE MEDIKAMENTE ANGEBEN
Aber auch PatientInnen können mithelfen eine gefährliche Übermedikation zu vermeiden. Bei jedem Arztbesuch solle man daher sämtliche Medikamente angeben, die regelmäßig eingenommen werden – auch die rezeptfreien.
Dann lässt sich die aktuelle Rezeptliste hinterfragen. Braucht es dieses vorbeugende Schmerzmittel wirklich noch? Ist ein Cholesterinsenker im hohen Alter noch sinnvoll? Auch bestimmte Osteoporose-Medikamente sollten zum Beispiel nicht länger als vier Jahre genommen werden, weil sie dann ihre Wirkung verfehlen. Der Vorteil eines regelmäßigen Rezepte-Checks liegt auf der Hand: Je weniger Medikamente ich nehme, umso geringer sind die möglichen Nebenwirkungen, und das steigert die Lebensqualität und spart Geld.
Quelle: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20190404_OTS0022/risiko-der-uebermedikation-steigt-mit-dem-alter
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Beitrag veröffentlicht am 18. April 2019.