Deutliche Auswirkungen auf die Hautgesundheit haben auch verschiedene nicht-dermatologische Erkrankungen, dazu gehört vor allem Diabetes mellitus. Der „diabetische Fuß“ sorgt vielfach für Probleme – worauf es bei der Prävention ankommt.
Unsere Haut ist ein sensibles Organ. Wenn der Körper durch andere Erkrankungen bereits aus dem Gleichgewicht geraten ist, so können sich auch hier Problemstellen auftun – das ist beispielsweise bei Diabetes mellitus der Fall. „Das Risiko einer Hauterkrankung erhöhen ein nicht adäquat eingestellter Blutzuckerspiegel, Folgeerkrankungen, die nicht behandelt werden, und Hautprobleme, die ignoriert werden“, erklärt Dr. Barbara Binder von der Univ.-Klinik für Dermatologie und Venerologie an der Medizinischen Universität Graz.
Gestörte Immunabwehr
Wie erklärt sich überhaupt die enge Verknüpfung zwischen der Erkrankung und der Hautgesundheit? „Die erhöhten pathologischen Glucosewerte schädigen direkt und indirekt Zellen und Gewebe“, führt Binder aus, „die Immunabwehr wird herabgesetzt und das kann zu einer Anfälligkeit für Infektionen führen.“ Die häufigsten Infektionen sind bakterielle Infekte – zum Beispiel in Form von Abszessen – und Pilzinfektionen. „Letztere treten vor allem zwischen den Zehen, an den Fußsohlen und Zehennägeln auf“, so die Fachärztin, „sie sind oft die Eintrittspforte für Bakterien und sollten immer behandelt werden.“
Aber auch sogenannte intertriginöse Bereiche wie die Leistengegend oder die Achselhöhlen können von Pilzinfektionen betroffen sein – also Stellen, wo dicht benachbarte, teilweise direkt gegenüberliegende Hautflächen ständig miteinander in Berührung kommen. Einer Abklärung bedürfen zudem das Auftreten von Hautveränderungen an den Unterschenkeln und an den Insulininjektionsstellen. Bei Auftreten von Ausschlägen ist ebenfalls eine ärztliche Konsultation notwendig, so Binder, dafür könnten Arzneimittelunverträglichkeiten verantwortlich sein. Auch die Nephropathie, eine entzündliche Erkrankung der Nieren, kann zu Juckreiz und Ekzemen der Haut führen.
Diabetischer Fuß
Eine häufig vorkommende Folgeerkrankung der Zuckerkrankheit ist der diabetische Fuß. Auslöser kann die mit Missempfindungen einhergehende Neuropathie, eine Erkrankung des peripheren Nervensystems, sein. Sie führt laut Binder zu Fußfehlstellungen und Druckstellen mit der Gefahr der Entstehung von offenen Wunden. „Über 30 Prozent der an Diabetes mellitus Erkrankten entwickeln offene Wunden“, bekräftigt Dr. Gerd Köhler von der Klinischen Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie der Univ.-Klinik für Innere Medizin, Medizinische Universität Graz, „die Dunkelziffer ist hoch, da die Patienten die Problematik aufgrund der Nervenstörung häufig nicht bewusst wahrnehmen.“
Während rund 50 Prozent der Erkrankten von Durchblutungsstörungen betroffen sind, kommt eine Neuropathie bei rund 90 Prozent vor. „Die Schädigung der Nerven tritt in der klassischen Form zuerst an den Füßen auf, weil die Nervenfasern dort am längsten sind. Viele Patienten spüren allerdings kein Kribbeln oder Taubheitsgefühl, weil die Neuropathie zu einer beeinträchtigten Körperwahrnehmung führt. Es ist daher sehr wichtig, die Angehörigen in die Prävention miteinzubinden.“ Binder unterstreicht den Stellenwert einer regelmäßigen Inspektion der Füße betreffend Fehlstellungen, Verhornungen, Verletzungen oder offenen Stellen. Köhler rät neben einer professionellen Haut- und Fußpflege dringend zu einem jährlichen Screening, das eine etwaige Schädigung der Nerven aufzeigt. Auch die Durchblutung sollte im Auge behalten werden.
Schnelle Reaktion
Tritt bereits eine offene Wunde auf, so ist eine schnelle Reaktion angebracht. Das Therapieziel wird abhängig von Alter und Begleiterkrankungen formuliert, so Köhler. Ist eine Abheilung der Wunde nicht mehr möglich, geht es vor allem um die Erhaltung der Mobilität des Patienten. Den sogenannten Ulkus gilt es zu entlasten, „das kann beispielsweise durch einen Gips, eine Vakuumschiene oder Verbandschuhe erfolgen. Allerdings fällt es vielen Patienten schwer, dies 24 Stunden pro Tag in ihr Leben einzubauen. Eine Heilung kann mehrere Wochen in Anspruch nehmen.“
Für wünschenswerte Ergebnisse braucht es immer eine strukturierte Versorgung und ein multidisziplinäres Team, betont Köhler. Eine Amputation wird nur als letzte Maßnahme gewählt. „Auch wenn es sich nur um einzelne Zehen handelt, verändert eine Amputation die gesamte Statik am Fuß“, betont der Facharzt, „das führt wiederum zu weiteren Problemen.“ Noch immer werden allerdings österreichweit zwei Drittel aller Amputationen an den unteren Extremitäten bei Menschen mit Diabetes mellitus durchgeführt.
Um alle diese Problemstellungen von vornherein bestmöglich zu vermeiden, muss nicht nur die Diabeteserkrankung gut eingestellt sein, auch Werte wie Blutfette und Blutdruck bedürfen einer sorgsamen Kontrolle. Zudem gilt: „Eine regelmäßige Hautpflege ist sehr wichtig, am besten mit harnstoffhaltigen Pflegeprodukten, sie speichern Feuchtigkeit“, sagt Binder. Die Prävention beginnt bereits in Details im Alltag – etwa mit breitem und weichem Schuhwerk.