Gut zu Fuß

Unsere Füße haben eine tragende Rolle, werden im Alltag jedoch häufig vernachlässigt – bis Probleme auftauchen. Fußfehlstellungen sind weit verbreitet. Falsche Bewegungsmuster führen zu Fehlbelastungen, die den gesamten Bewegungsapparat beeinträchtigen.

Unsere Füße tragen uns in vielen Fällen ein Leben lang. Sie gehören zu den meistbeanspruchten Teilen unseres Bewegungsapparats, im Laufe des Lebens kommen wir durchschnittlich auf rund 200 Millionen Schritte. Das ergibt eine Stecke, die etwa drei Mal um den Erdball reicht.

Der menschliche Fuß ist ein durchaus erstaunliches Körperteil: Er verfügt über 27 Gelenke, 26 Knochen, 32 Muskeln und Sehnen, 107 Bänder, 1.700 Nervenenden – und über 90.000 Schweißdrüsen. Ein Viertel unserer gesamten Knochen befindet sich in den Füßen. Je nach Aktivität lastet zudem ein Vielfaches des Körpergewichts auf ihnen. Während eines Tages müssen die Füße einem Druck und Gewicht von durchschnittlich 2.500 Tonnen standhalten.

Individueller Gang

Obwohl fast alle Babys mit gesunden Füßen auf die Welt kommen, haben zwei Drittel der Erwachsenen mit Fußproblemen zu kämpfen. Unpassendes Schuhwerk oder falsche Bewegungsabläufe können Gründe dafür sein. Physiotherapeut Oskar Arrer vom Ganglabor am LKH.-Univ.Klinikum Graz klärt darüber auf, worauf es beim richtigen Gehen ankommt. „Jeder Mensch hat einen individuellen gesunden Gang. Leichte Abweichungen sind völlig normal und erzeugen auch bei hohen Bewegungsumfängen und Belastungen im Regelfall keine Probleme. Stärkere Bewegungsabweichungen wie Hinkmechanismen, ausgeprägte Verdrehungen der Kniescheibe oder des Fußes, Spitzfußgang, Achsabweichungen in X- oder O-Bein können jedoch zu Schmerzen und Schäden im Gewebe führen.“

Physiotherapeut Oskar Arrer vom LKH.-Univ.Klinikum Graz

Bewegung ist das A und O für die Erhaltung des Bewegungsapparats – und für die Prävention von Erkrankungen der Muskeln, Sehnen und Gelenke. „Interessant ist dabei“, so der Experte, „dass der Knorpel, eine Struktur, die oft von Degeneration im Alter betroffen ist, über Bewegung ernährt wird. Der Knorpel verhält sich dabei wie ein Schwamm, der bei Belastungen ausgepresst wird und anschließend die Gelenksflüssigkeit aufsaugt.“ Das passiert beim Gehen, beim Radfahren oder anderen entsprechenden Aktivitäten. „Auch Muskeln, Sehnen und Knochen passen sich an Belastungen an. Bei fehlenden Belastungen bauen sie ab und bei adäquaten Belastungen bauen sie auf. Der Aufbau des Gewebes funktioniert auch im hohen Alter noch, nur nicht mehr so gut wie in jungen Jahren.“

Regelmäßiges Training

Wenn man der Bewegungsempfehlungen der WHO folgt, sind mindestens 150 bis 300 Minuten Bewegung mit moderater Intensität oder alternativ 75 bis 150 Minuten intensiven Sports pro Woche ratsam. „Da hat hat man schon einiges gemacht, um Muskeln, Sehnen und Gelenke gesund zu halten. Für die Füße empfehlen sich jegliche Bewegungen mit Fußbelastungen wie Spazierengehen oder Wandern auf unebenem Untergrund, aber auch Schwimmen oder Radfahren. Auch die regelmäßige körperliche Arbeit wie jene im Garten eignet sich dafür“, sagt Arrer. Jedenfalls ist das Training in erster Linie wirkungsvoll, das Spaß bereitet und wiederholt im Alltag eingebaut wird. Der Fuß soll eine wechselnde Belastung erhalten, langes Stehen auf dem gleichen Platz ist ungünstig.

Um die Fußmuskulatur adäquat belasten zu können, ist geeignetes Schuhwerk entscheidend, „dabei geht es primär um Faktoren wie die passende Schuhgröße und Schuhform.“ Barfußgehen fordert die Fußmuskulatur im positiven Sinne, für lange Gehstrecken ist es laut Arrer allerdings nur für sehr gut trainierte Menschen sinnvoll.

Problematische Bewegungsmuster

Problematische Bewegungsmuster können durch Schmerzen, Beweglichkeitseinschränkungen, fehlende Kraft oder Koordination erworben werden. Nicht immer verschwinden sie automatisch wieder, wenn der Schmerz weg ist oder Beweglichkeit, Kraft und Koordination wiederhergestellt sind. Manchmal sind Ursachen auch angeboren. Mithilfe von Physiotherapeuten können Bewegungsmuster erkannt und über Training verbessert werden. Auch verursachende Faktoren wie Schmerz, Beweglichkeit, Kraft und Koordination sind mit Übungen therapierbar. Die häufigsten Fußfehlstellungen im fortgeschrittenen Alter sind Knicksenkfüße und Plattfüße sowie der Hallux Valgus. Zu der Entstehung tragen viele Faktoren bei – etwa vorhergegangene Verletzungen, Phasen nach Gelenksentzündungen, andere Fußdeformitäten, das Schuhwerk oder eine muskuläre Fehlfunktion. Für gravierendere Einschränkungen können Ärzte mit radiologiegestützten Diagnosen und Operationen sowie Orthopädietechnikern mit orthopädischen Einlagen und Orthesen helfen. Durch eine regelmäßige und korrekte Pflege der Füße und die Wahl des richtigen Schuhwerks können Hautschädigungen, Schwielen, Hühneraugen, Fußgeruch und Pilzerkrankungen sowie Fehlstellungen und damit auch Schmerzen vermieden werden.

Text von Elke Jauk-Offner
Beitrag veröffentlicht am 06. Dezember