„Die Jagd war für mich immer ein großes Abenteuer“

Franz Klein (85) aus Sulzegg in der Südsteiermark ist pensionierter Maurer und Jäger seit 70 Jahren. Seit seinem 16. Lebensjahr ist er mit der Natur verbunden wie kaum ein anderer in seinem Alter.

Sulzegg, ein kleiner Ort in der Gemeinde Sankt Veit in der Südsteiermark. Hier wohnt Franz Klein mit seiner Frau Stefanie seit vielen Jahren. Gemeinsam betrieben sie lange Zeit eine Landwirtschaft, die mittlerweile der Sohn übernommen hat. Eines hat Franz Klein aber noch nicht aufgegeben: die Jagd. Auch wenn er heute nicht mehr so oft eines der Gewehre aus seiner umfangreichen Sammlung bedient wie früher – für die Natur lebt der 85-Jährige immer noch wie kaum ein anderer in seinem Alter. Die Jagd habe sich über die Jahrzehnte allerdings verändert, meint er, während er das Fotoalbum durchblättert. „Früher haben wir viel mehr geschossen. Heute freue ich mich, wenn ich einen Hasen oder einen Fasan sehe“, so der Südsteirer, der seit seinem 16. Lebensjahr auf der Jagd ist.

DIE JAGD ALS ABENTEUER ALTER

Das Jagen war für ihn immer ein großes Abenteuer, wie er sagt. Eines, das er aufgrund seines Alters heute naturgemäß nicht mehr in dem Umfang ausüben kann wie früher, jedoch eines, das ihn bis an sein Lebensende begleiten wird. Dafür sorgt auch sein mit Jagdutensilien reichlich bestücktes Haus. Schon bei der Eingangstür wird man mit dem großen Hobby des 85-Jährigen vertraut. Der Vorraum, das Wohnzimmer, die Küche – überall sieht man Hirschgeweihe, Jagdhüte und Urkunden. Von Letzteren hat Franz Klein in seiner 70-jährigen Jagdlaufbahn ähnlich viele bekommen wie Danksagungen von diversen Jagdgemeinschaften, in denen er bis heute Mitglied ist. Bei jener in Hütt-Sulzegg ist er sogar Aufsichtsjäger, und das bereits seit 1956.

UND PLÖTZLICH STAND DA EIN BÄR

Selbst schießen kommt für ihn heute nicht mehr infrage, doch das muss man als Jäger auch gar nicht. Das Aufgabengebiet eines Jägers umfasst weit mehr als das Betätigen des Gewehrs. Franz Klein geht mit seiner Hündin Amelie nach wie vor jeden Tag durch den Wald und sieht nach, ob es irgendwo einen Wildschaden gibt. „Für mich ist der tägliche Spaziergang wie ein Jungbrunnen“, so der pensionierte Maurer. Und eines kann man in jedem Fall sagen: Das Jagdleben des Franz Klein war auch bis zum heutigen Tag schon spektakulär. In den Karpaten in Rumänien ist er sogar einmal einem Bären gegenüber gestanden. „Dort durfte man als Jäger kein Gewehr mitnehmen. Nur ein Messer, sonst nichts. Ich war mit einem anderen Jäger unterwegs und wir waren ansitzen. Plötzlich sahen wir einen zwei Meter hohen Bären vor uns“, schildert Franz Klein die Situation, die glücklicherweise glimpflich ausging, weil sich der Bär nach einiger Zeit von den Jägern entfernte. Ein einschneidendes Erlebnis war es für ihn dennoch. Und auch eines, das er noch lange in Erinnerung behalten wird. Genauso wie seinen Vater, der ihm damals in jungen Jahren das Jagen lernte und damit die Nahrungsversorgung der Familie in Kriegszeiten sicherstellte. Außerdem war Franz Klein mit verschiedenen ÖVP-Landeshauptleuten der Steiermark jagen, z. B. mit Friedrich Niederl, Josef Krainer sen., Josef Krainer jun. und zuletzt auch mit Hermann Schützenhöfer.

Wer der beste Jäger von ihnen war? Franz Klein schmunzelt. „Das war der Krainer sen“, sagt er schließlich und stößt wieder auf ein Bild aus seinem Fotoalbum. Es zeigt seine Jagdhunde, von denen er in seinen sieben Jahrzehnten auf der Jagd einige sehr erfolgreiche hatte. Bei den Jagdhundeprüfungen zählten sie stets zu den besten und „Wotan“ konnte als bisher einziger in der Steiermark sogar das Maximum von 420 Punkten erreichen. „Darauf bin ich noch heute stolz“, verrät Franz Klein, und ergänzt: „Ich kann jedem nur empfehlen, die Ausbildung zum Jäger zu machen. Es gibt kaum eine Tätigkeit, bei der man mehr in der Natur sein kann als auf der Jagd“, erzählt er, während er das Fotoalbum wieder zuklappt. Die Erinnerungen bleiben auf jeden Fall drinnen. Im Album, im Gedächtnis und im Herzen von Franz Klein.

Bildquelle: Niklas Sieger

Beitrag veröffentlicht am 12. Dezember 2019.