Menschen im Alter wollen auf ihr Auto nicht verzichten. Darauf stellt sich die Branche seit jeher ein und wird doch immer wieder überrascht.
D as durchschnittliche Alter eines Neuwagenkäufers ist 50, ein neuer Porsche geht sich im Schnitt erst mit rund 60 Jahren aus. Die Käuferschicht 60plus ist sehr heterogen, sagt Gerhard Monsberger, Geschäftsführer von Porsche Steiermark, und lässt sich in keine Schublade einordnen.
Designer und Produktentwickler beißen sich an dieser Generation mitunter die Zähne aus. So manches Seniorenprodukt scheiterte, weil man die recht „praktisch gedachten“, aber im Design wenig ansprechenden Produkte zu wenig schick fand. Wie ist das bei den Autos?
Gerhard Monsberger: Auch in der Autobranche machen sich Marketingexperten und Marktforscher darüber Gedanken. Sie wurden und werden immer wieder überrascht. Der Audi Q2 wäre eigentlich als Auto für die Jüngeren gedacht gewesen, gekauft wurde er – unter anderem des lässiges Stylings wegen – weitgehend von älteren Menschen als Stadt-SUV. Warum auch sollte man sich im Alter nichts Schickes mehr zulegen? Es gibt aber auch die Gruppe, die seit jeher Golf Rabbit gefahren ist und das auch im Alter weiter tun möchte.
Wie erleben Sie die ältere Generation als Käuferschicht?
Es heißt ja, 60 ist das neue 40, es gibt enorme Unterschiede, was die Ansprüche betrifft. Viele Seniorinnen und Senioren sind im Kopf und im Handeln sehr jung und affin mit den Dingen der modernen Welt. Diese Generation darf man nicht generalisieren. Senioren machen einen Gutteil unserer Käuferschicht aus: Sie haben Zeit und Geld, um sich neue und schöne Dinge leisten zu können.
Mit welchen konkreten Vorstellungen kommen sie zu Porsche?
Mit dem Wunsch nach Mobilität, das ist das zentrale Thema. Das bestehende Angebot an öffentlichem Verkehr und zuletzt die Pandemie haben diesen Wunsch nach Unabhängigkeit und Freiheit verstärkt.Die Menschen wollen sich flexibel von A nach B bewegen können. Es hat sich auch das Freizeitverhalten dieser Generation geändert. Während man früher gern daheim war, ist heute die Lust auf Freizeitaktivitäten und eben auf Mobilität stark gestiegen.
Wie groß ist die Nachfrage nach E-Autos?
Die ist durchaus gegeben. Insgesamt lässt sich sagen, dass die ältere Kundenschicht länger und eingehender über ihre Kaufentscheidung nachdenkt, im Sinne von: Was passt zu mir und meinen Lebensumständen? E-Autos werden vor allem nachgefragt, wenn die PV-Anlage am Hausdach den Treibstoff erzeugen kann. Einschränkungen, die Reichweite betreffend, werden von dieser Generation auch eher hingenommen, auf längeren Strecken verbindet man das Aufladen mit einer Pause. Seniorinnen und Senioren haben gegenüber E-Autos weniger Berührungsängste, als man glauben möchte. Aber wie gesagt, diese Generation ist sehr aufgeschlossen, ihnen kommt auch unsere Rolle als Begleiter im Entscheidungsprozess zugute. Das wird auch wertgeschätzt. Nicht selten erleben wir, dass das langjährige Fahrverhalten mit Gangschaltung nach eingehender Beratung zugunsten eines Automatikgetriebes aufgegeben wird.